Veröffentlichung
in IK-KORR Nr. 4/99
Eine neue Ente....
Unlängst wurde wieder eine Ente
in die Welt gesetzt: Der Tod des einstigen DDR-Bürgers und
Schriftstellers Jürgen Fuchs an einer Leukamie-Erkrankung musste dazu herhalten.
Eilends wurde die Spekulation geboren, ob ihm der tödliche Blutkrebs nicht
während seiner MfS-Untersuchungshaft zugefügt worden sei. Nämlich mittels
verdeckter Bestrahlung aus einer „Röntgenkanone“. Zwar flog die Ente nicht
weit, dafür war sie zu absurd. Doch sie passte trefflich zu der Aufregung, die
von interessierten Kreisen geschürt wurde, nachdem das Bundesverfassungsgericht
in einem Urteil die Verfassungswidrigkeit der Rentenregelung für frühere MfS-Mitarbeiter
festgestellt hatte.
Über die Lügengeschichte heißt es in einer Erklärung des Vorstandes der
GRH, „... Röntgentechnik ist zu keiner Zeit gegen Menschen, also auch nicht
gegen sog. "Regimekritiker“ eingesetzt worden. 1984/85 ist in wenigen
ausgewählten UHA die Röntgentechnik probeweise für kriminaltechnische Zwecke
eingesetzt worden, um die Suche nach versteckten Gegenständen in Aservaten von
Beschuldigten bzw. in anderen Sachen zu verbessern. Im übrigen kommen in den
Justizvollzugseinrichtungen der BRD solche Praktiken bereits seit den 70er
Jahren zum Zuge. Weil diese Methode nicht effektiv war, wurde der Versuch
eingestellt und diese Variante in anderen Einrichtungen erst gar nicht
eingeführt .. "
In einer persönlichen Erklärung
teilen frühere Verantwortliche der entsprechenden Diensteinheiten des MfS -
Gerhard Niebling, Karli Coburger und Siegfried Rataizick - mit, dass sie „rückhaltlos
bereit sind, an der objektiven Aufarbeitung und Klärung“ mitzuwirken und den
Ermittlungsbehörden, falls diese es wünschen, „unsere Kenntnisse und
Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Das tun wir in der Überzeugung, dass sich
die Wahrheit durchsehen wird.“
Detailinformationen gibt „Neues
Deutschland“ vom 9.7.99. Es veröffentlicht die Recherchen Claus Dümdes mit
detaillierten Äußerungen eines früheren MfS-Mitarbeiters sowie von Michael Beleites, der als Vertreter des „Neuen Forum“ in Gera
an der MfS-Auflösung beteiligt war, und eines Röntgentechnikers.
Am 24. Juni hielt im
Veranstaltungssaal der ehem. UHA Hohenschönhausen Herr Vollnhals vom Hannah-Arendt-lnstitut
der TU Dresden einen Vortrag über den Einfluss des MfS auf die Justizpraxis der
DDR. Eingangs teilte Frau Mechthild Günther, kom. Leiterin der dortigen „Gedenkstätte“,
unter Bezug auf die Story des „Spiegel“ mit, in Höhenschönhausen habe man „bisher
keine Anhaltspunkte für geeignete technische Installationen und für
Bestrahlungen entdecken können“.