Leserbrief, veröffentlicht im "Neuen Deutschland" vom 05.08.2003
Rosewood,
Rosenholtz oder doch Rosenholz?
Zu "Bisky in Rosenholz-Datei",
(ND vom 30.7.):
Seit
Jahren beschäftigen wir uns mit den
Rosenholz-Datensätzen, die auf noch nicht geklärte Weise ihren Weg von
der Hauptstadt der DDR in
die Tresore des CIA in Lengley nahmen. Wo
die größte Panne der HVA
begann und wer dem CIA das verfilmte Material zuspielte oder verkaufte, wird
wohl, erst nach Öffnung der Archive in einigen Jahrzehnten oder gar nicht
bekannt werden. War es der KGB, der auf eine gute Zusammenarbeit mit den neuen
Freunden aus Übersee und auf Sicherung der warmen Stühle aus war oder war es
ein Verräter aus den eigenen Reihen?
Wie auch immer, eine Reihe
unserer Mitglieder wurde durch Rosenholz enttarnt, und einige, wurden zu hohen
Freiheitsstrafen verurteilt. Von den sozialen Strafen wie Gerichtskosten und
Geldstrafen ganz abgesehen. Agenten des Kölner
Verfassungsschutzes durften vor Ort von der CIA aussortiertes
freigegebenes Material auf Mikrofiches mit dem Griffel zu Papier bringen und
dann an den Generalbundesanwalt weiterleiten, der dann ermittelte und die
Verfahren einleitete. Immer wieder versuchten die Bundesregierung und auch
die Gauck-Birthler-Behörde die gesamten Unterlagen zu bekommen.,
Nun endlich: Rosenholz in Berlin! Triumphierend hält Frau, Marianne Birthler
die glänzende CD-Rom in das Blitzlicht der Kameras. Sie hat nun ein Findmittel,
wie sie
ausführt.
Was will sie finden? 200.000
Namen müssen ausgewertet werden. Sie räumt ein, dass sich Topspione nicht mehr
finden lassen. Wenn doch, muss es schon Landesverrat sein. Hier hat allerdings
der Generalbundesanwalt die Messlatte ziemlich tief gehängt. Im letzten
Verfahren vor dem OLG Düsseldorf gegen Henning Nase wurde auch offenes oder nur
NfD-eingestuftes Material wie Sitzungsprotokolle als landesverratswürdig zur
Verurteilung verwendet. Nur noch Landesverrat kann bestraft werden, da das
Delikt »Geheimdienstliche Agententätigkeit« verjährt ist.
Übrig bleiben Verfahren gegen
Abgeordnete in den Parlamenten, die nun noch einmal überprüft werden ä la
Rosenholz, und außerdem Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes und die in
sicherheitsrelevanten Firmen Arbeitenden, die in den Fragebögen Kontakte zum
MfS verneint hatten und nun im »rosigen Wald« entdeckt werden könnten. Die
Birthler-Behörde räumt allerdings viele Übertragungs- und
Schreibfehler beim Übertragen auf die kleinen silbernen Scheiben ein.
Eigentlich unverständlich, dass das Großunternehmen CIA keine Mitarbeiter hat,
die der deutschen Sprache mächtig sind. Eingeräumt hatte sie allerdings, bin
Laden nicht finden zu können, weil sie Mangel an afghanisch sprechenden Agenten
hat. Aber Deutsch sollte kein Problem sein: also
Rosenholz und nicht Rosenholtz, wie es auf den Scheiben steht. Da stellt sich
natürlich
auch das Problem bei der »Finderkartei« von der eifrigen Marianne B.: Meier
mit »y« oder mit »ai« oder doch mit »ei« oder Schmitt mit »dt« oder doch mit
»tt«?
Bereits am 6. Juli
stand in der »Berliner Zeitung«, dass Lothar Bisky nun enttarnt werden könnte.
Vielleicht weil er nicht Meier oder Schmitt heißt, wurde nun die Dose der
Pandora geöffnet. Dass Frau Lengsfeld, auf die Kampagne aufspringt und den
Rücktritt Biskys aus dem Landtag fordert, ist die logische Konsequenz dieser Sommerlochaktion.
Dieter Popp,
Vorsitzender der Initiativgruppe Kundschafter des Friedens fördern Recht e.V., Bonn